Heute morgen hatten wir Pech, denn heute kamen einige LKWs, die entluden. Leider schon um 07.00 Uhr. Von daher standen wir relativ früh auf.
Es war mal wieder regnerisch, aber wir wollten ja fahren. Wir wollten vom Fjord weg, an die Küste und ich hatte die Halbinsel Karmoy ausgesucht, die über eine Brücke zu erreichen ist.
Die Strecke ging teilweise auch über die Schnellstraße, so dass wir schnell da waren. Auf Karmoy fuhren wir zunächst die E47. In Kopernik bogen wir mal in den Ort ab, da war aber nichts für uns Interessantes und wir fuhren weiter über die 511 nach Skudeneshavn. Dieses kleine Städtchen war unser erstes Ziel für heute.
Dieses Städtchen liegt an der Südspitze und im 19. Jahrhundert entstand der alte Stadtkern, aufgrund der Heringfischerei. Dort sind heute noch rund 130 Häuser erhalten. Ein altes Hafenstädtchen also und fast alle Häuser sind weiss. Auf den Fotos sah es sehr charmant aus.
Die 511 war dann auch teilweise rechts schmal und führte an der Küste lang, ist also optisch die bessere Route.
Wir erreichten Skudeneshavn und fanden keinen Hinweis auf die Möglichkeit das Womo zu parken. Wir wollten auch nicht weiter in den Ortskern hinein, denn es ist eine sehr kleine Stadt und wir waren nicht sicher, ob wir überall problemlos wenden können. Das ist ein kleiner Nachteil der großen Womos.
Wir entschieden uns für den Campingplatz, der stadtnah liegt. Es ist ein sehr kleiner Platz, der überwiegend Hütten vermietet, aber auch einige Stellplätze hat. Die Plätze sind auf Schotter mit Grünstreifen daneben. Der Platz kostet inklusive Strom, Duschen und WLAN 230 Kronen, was absolut ok ist. Das Sanitärgebäude ist relativ neu und tadellos.
Der Inhaber war gesprächig, er hat auch 2 Hunde und als wir ihm sagten, wir wollten das Städtchen besichtigen, lachte er und sagte „die 2 Straßen“. Er fragte auch, ob wir den Knopf zum Ausstellen des Regens mitgebracht hätten. Sagte dann, dass man hier einen tollen Sommer gehabt habe, aber dieses Wetter sei nicht normal. Wir sagten, es sei das Wetter was wir erwartet hätten.
Wir liefen dann los, 1,5 km waren es bis zum Stadtanfang, der Inhaber erklärte uns noch den Weg über Nebenstrecken. Dann kamen wir im Zentrum an und schauten uns um. Die meisten Häuser waren weiss und obwohl der Himmel bedeckt war und es immer mal wieder einen Schauer gab, saß die Stadt hell und freundlich aus.
Wir schauten in ein paar Geschäfte und ich unterhielt mich mit der Inhaberin eines Geschäftes, weil die Waren sehr teuer waren, wie fast alles in Norwegen. Wir sprachen über Löhne und sie erklärte mir, dass sie ihren Aushilfen 16 – 18 Euro die Stunde zahlt, was für Norwegen eher wenig wäre. Der Stundenlohn von Krankenschwestern und Altenpflegern läge bei ca. 33 Euro. Ich erklärte ihr wie der Stundenlohn in Deutschland so ist und sie war baff. Und dann sagte sie, dass so viele Deutsche immer in der Stadt seien und die würden nie was kaufen, jetzt würde sie das endlich mal verstehen.
Aber sie sagte auch, dass Essen in Norwegen sehr teuer sei, die Norweger aber ihr ganzes Geld für Essen ausgeben würden, sie würden gerne essen.
Es war ein nettes Gespräch. Wir gingen weiter und kamen wieder am ersten Ausgangspunkt an. Hmm, das soll alles gewesen sein? So richtig begeistert war ich noch nicht.
Doch dann fanden wir einen weiteren Weg, den wir lang gingen und nun kamen wir wirklich in den alten Teil. Kleine Straßen, kleine Häuser, alle weiß, alles liebevoll. Wir kamen an kleinen Cafés vorbei, so charmant. In einem gab es genau 2 Tische und die waren liebevoll dekoriert. Leider durften die Hunde nicht mit hinein, deswegen konnten wir dort nicht bleiben. Aber ein Foto durfte ich machen.
Weiter ging es und wir erreichten ein Geschäft, wo es Handwerkliche Kunst gab. Ich ging hinein, die Türe war ein Gebäude weiter. Das war eine Art Café, auch hier alles sehr urig und am Tisch saß die Dame, die an dem Tag zuständig war, und strickte. Sie strahlte Wärme aus.
Nebenan waren die Waren und sie erklärte mir, dass dies von verschiedenen Frauen gemacht wird. Sie treffen sich regelmässig, sie Handwerken alle und sie verkaufen gemeinschaftlich dort.
Es waren tolle Sachen dabei. Neben Gestricktem, gab es auch gefilzte Schals, es gab Fotokunst, es gab Figuren, für jeden etwas dabei. Aber auch alles auf norwegischem Preisniveau. So kostete ein gefilzter Schal mit Schafen, der aber wirklich toll aussah, um die 60 Euro.
Ich fragte dann, ob sie auch Kuchen hätten, sie sagte ja und ich fragte ob die Hunde mit rein dürften. Sie zögerte etwas, weil eigentlich dürfen Hunde nicht mit, aber es war regnerisch, nix los und so sagte sie ja, aber wir müssten dann direkt am 1. Tisch bleiben.
Das war kein Problem. Es gab dann selbstgemachten Kuchen für Dieter und eine selbstgebackene Waffel für mich, die wird in Norwegen traditionell mit Sauerrahm und Konfitüre gegessen. Dazu 2 Becher Kaffee, für alles zahlten wir 10 Euro.
Als ich bezahlte – man muss es an einer Theke selbst abholen – kam ein weiterer Gast, ein Vater mit 2 kleinen Kindern. Der Frau wurde jetzt ganz anders wegen den Hunden und sie sagte, sie müsse den Mann fragen, ob das ok sei. Der Mann sagte, es wäre kein Problem und man konnte der armen Frau den Stein vom Herzen plumpsen sehen.
Wir aßen unseren Kuchen, die Frau saß wieder an ihrem Tisch, trank Kaffee und strickte und der Vater und die Kinder saßen an einem anderen Tisch und unterhielten sich mit der Frau quer über die Tische. Die Atmosphäre war wunderbar, ich hatte das Gefühl, ich sitze bei einer Familie zu Hause. Ich sagte der Frau das, die sich sehr freute und sie sagte, morgens um 11 kämen ganz oft viele Frauen und es wäre sehr familiär.
Dieter ging dann schon mal raus mit den Hunden, die sich tadellos benommen hatten und ich ging nochmal Ware schauen und ich durfte auch fotografieren.
Dieser Laden war ein tolles Erlebnis heute. Aber wir hatten noch mehr Glück. Denn die Straße ging weiter und links war eine Felswand, in der sich die Häuser schmiegten und es gab kleine liebevoll gestaltete Sitzecken.
Dann sahen wir auf einmal eine Galionsfigur im Felsen montiert. Diese ist das Wahrzeichen von Skudeneshavn. Wir kamen wieder an einem Hafen an und sahen einen Weg, der in den Fels hineinzuführen schien.
Wir folgten dem Weg und waren in einem Park und dort gab es ein Hinweisschild, der auf den Mondstein hinwies. Ein Stein der vor vielen Jahren einfach da war und wo man anfangs dachte, es wäre ein Meteorit.
Wir folgten dem Hinweisschild, sind aber am Ende am Stein wohl dran vorbei gelaufen, dafür ging es hoch auf den Fels und wenn wir schon den Preikestolen nicht bestiegen haben, dann immerhin diesen Fels *lach*. Von dort hatte man einen tollen Ausblick.
Nun machten wir uns langsam auf den Rückweg. Wir kamen noch an einem Kiwi vorbei und dort fand ich zu einem akzeptablen Preis Chickenwings und Kartoffelsalat. Knapp 4 Stunden später und 7,2 km weiter kamen wir wieder am Campingplatz an. Chickenwings und Kartoffelsalat mundeten hervorragend.