Heute wollen wir bis Schweden, am liebsten bis Linköping. Da gibt es ja diese Treppenschleusen, ich dachte, das kann man sich ja mal ansehen. Das Navi sagt was von 800 km. Wir wollen mindestens bis Malmö und ab dann können wir auch jederzeit irgendwo halten.
Wir stehen um 06.00 Uhr auf und um 07.00 Uhr geht es los. Die ersten beiden Stunden verschlafe ich schon mal. Es geht dann über die beiden Brücken und früh erreichen wir Malmö, ideal, da fahren wir noch was.
Dann kommt das erste Mal Unlust auf Weiterfahren bei mir auf. Wir sind aber nirgends in Wassernähe, also gucke ich und entscheide wir fahren nur bis Jönköping, das liegt am Südufer des Venner See.
Wir fahren raus zum Tanken und da ist zufälligerweise ein Elchpark. Aber Hunde sind nicht erlaubt. Also kleine Stärkung, kleine Gassirunde für die Hunde und weiter geht es.
Ich suche derweil Unterkünfte. Ich sehe, dass Jönköping einen Campingplatz hat, aber hoch auf dem Hügel. Da haben wir keine rechte Lust drauf. Ich gucke im Bordatlas und sehe Gränna hat Stellplätze am Hafen. Das gefällt uns, das geben wir ein und los geht es.
Der Venner See taucht endlich links auf und er ist traumhaft. Und vor Allem so groß, den hatte ich mir viel kleiner vorgestellt. Erinnert mich ein wenig an den Genfer See.
Ich habe auch wieder Netz und google mal nach Gränna. Zuckerstangenstadt, bunt, eine Straße wo alle Touristen durchfahren, auf Womos ausgelegt, jedes Womo kriegt einen Platz. Man kann eine Treppe mit 270 Stufen gehen und hat einen tollen Panoramablick. Hört sich gut an.
Und dann erreichen wir Gränna. Ich bin hin und weg. Kunterbunte Holzhäuser mit Rosen, kleine Geschäfte, geschäftiges Treiben. Ich sehe mich schon wie wild fotografieren, denn das bei knallblauem Himmel, das ist das Schweden was ich mir immer vorgestellt habe, als ich Pipi Langstrumpf las.
Die Ortsdurchfahrt ist sehr eng, aber wir kommen durch, fahren links ab zum Hafen, kommen unten an und sehen rechts einen PKW Parkplatz wo auch Womos stehen und links gibt es einen abgetrennten Bereich. Wir fahren dorthin. Ich bin ja was Womoplätze angeht nun nicht pingelig, aber das ging gar nicht. Eng. Schotter. Kein Grün. Und rundherum Unruhe weil es an Durchgangswegen liegt. Nein das ist nicht das, was ich mir nach 8 Stunden Fahrt zum Relaxen vorstelle. Also wollen wir auf dem Campingplatz einchecken. Es ist Hauptsaison und während des Eincheckens ist soviel Unruhe um mich herum, dass ich richtig froh bin, als man bedauert, dass man für unser langes Womo keinen Platz hat. Doch man bietet uns eine Wiese an, aber das machen wir nicht so gerne, da es bis vorgestern ja überall recht nass war.
Kein Problem, dann lieber noch die 100 km bis Linköping. Doch dann sehe ich, das liegt ja gar nicht am Vätter See. Und überhaupt 50 km weiter sagt Pro Mobil Stellplatzführer gibt es direkt am Wasser 10 Plätze an einem Schloss.
Sollen wir das riskieren? Was ist wenn die belegt sind? Andererseits, das hört sich an wie mitten in der Pampa, da fahren wir jetzt mal hin. Wenn das nix ist, stellen wir uns irgendwo hin, wo wir keinen stören.
Wir kommen an und sehen als erstes ein Schloß, total schön. Alte Eisenbahnwagons sehen wir auch. Und dann den Stellplatz. Da sind aber mehr Plätze. Und es sieht total voll aus. Wir fahren trotzdem mal bis ran, bekommen einen in der 2. Reihe. Dann gehe ich unten am Wasser gucken und bingo, ich finde noch einen freien Platz. Da liegen im Gestrüpp Holzpaletten, die wir was wegräumen müssen, weil wir müssen weit nach hinten rein. Aber es passt. Und die neben uns brauchen den Strom nicht, also haben wir einen Platz mit Strom.
Platz vom Steg aus
Nachdem der Müll weg war, passte es 🙂
Erstmal gehen wir gucken wo wir bezahlen müssen und erfahren, die kommen abends rum. Perfekt. Also mal schnell in die Stadt schwedische Kronen holen. Auf dem Rückweg essen wir unser erstes Softeis und kaufen noch Brötchen.
Der Ort hier ist total klein, nur ca. 7.000 Einwohner, aber touristisch volll erschloßen. Es ist aber deutlich weniger los als in Gränna. Und auch mit unserem Platz haben wir Glück, denn wir haben eine ruhige Ecke. Weiter oben haben sie Vorzelte mit dran und feiern Partys mit lauter Musik.
Wir können lange draussen sitzen heute, haben einen traumhaften Sonnenuntergang.
Morgen bleiben wir noch hier und erkunden mal die Stadt und das Schloß, da gibt es viele Fotomotive. Und dann sind wir ausgeruht genug, um wieder Strecke zu machen.
Wir hatten kurzfristig überlegt noch in Stockholm zu halten, aber das machen wir ein anderes Mal. Es zieht uns ja erstlinig Richtung Nordkap und Lofoten.
Tag 2:
Die Nacht war sehr ruhig, es gab keine Umweltgeräusche, dazu angenehme Temperaturen wir haben traumhaft geschlafen. Es ist lange her, dass wir sagen konnten, wir haben geschlafen wie ein Stein. Die Erholung hat begonnen. Um 09.00 Uhr stehen wir auf und frühstücken. Draussen ist es windig und etwas bewölkt, aber wir haben einen traumhaften Ausblick auf den See. Während des Frühstücks klart es dann auch auf. Der Wind bleibt zwar, aber die Sonne kommt immer mehr raus. Gegen 11.00 Uhr machen wir uns auf, den Ort zu erkunden.
Zuerst gehen wir einen One-Way Weg im Hafen lang, fast bis zu diesem kleinen Leuchtturm.
Dort sehen wir einen Baum, es scheint, als wachse er ins Wasser. Er ist bestimmt mal bei einem Sturm abgeknickt, aber er scheint noch Wurzeln im Erdreich zu haben.
Wir gehen wieder zurück, links und rechts liegen die Segelboote, weiter vorne ist das Schloß. Das Schloß ist eine Renaissanceburg und wurde ab 1545 von Gustav Wasa erbaut wurde. Naja nicht von ihm selbst. Sein Sohn, der Herzog Magnus lebte später hier. Im 20. Jahrhundert wurde sie restauriert und gilt als eine der best erhaltenen Wasa Burgen. Das Landesarchiv ist hier untergebracht, es gibt Ausstellungen und eine kleines Café.
Das Gewässer des Schloßgrabens ist als Gästehafen umfunktioniert.
Man kann über Brücken in den Schlosshof gehen und über eine weitere Brücke gelangt man zu einem kleinen Park und ans Ufer des Vätternsee. Hier ist eine sehr kleine Badestelle, wo Kinder ins Wasser können. Wir laufen den Weg am Seeufer entlang Richtung Kloster. Überall gibt es Picknickbänke wo Familie sitzen und picknicken.
An der kleinen Slipanlage kann Asko dann auch mal schwimmen.
Wir erreichen das Kloster, was noch viel älter ist als das Schloß. In der Mitte ist die Klosterkirche, es gibt ein Hotel, ein Gästehaus, ein Museum. Gestern hat hier im Klosterinnenhof ein Freiluft Theater statt gefunden.
Wir gehen um die Kirche rum, links sehen wir den Friedhof. Rechts ist der Eingang und die Kirche ist geöffnet. Ich gehe hinein. Es ist eine sehr große Kirche und neben den Bänken gibt es auch überall Sitzgruppen mit Stühlen. Die Orgel ist imposant. Es gibt ein kleines Modell der Kirche. Und es gibt einen Steinsarg, man vermutet dass dieser für den Herzog Magnus angefertigt wurde.
Ich fotografiere nicht so gerne in Kirchen, aber dann sehe ich dass an den Stuhguppen Flutlichtscheinwerfer aufgebaut sind. Weiter vorne gibt es in der Kirche einen Andenkenhshop. Und vor dem Ausgang steht eine Art Kiste mit dem Hinweis, dass die Kirchengemeinde sehr klein ist und man doch bitte 20 Kronen, das sind ungefähr 2 Euro, spenden sollte. Das steht da in 3 Sprachen. Es gibt einen Einwurfschlitz in einen Glaskasten wo schon viele 20 Kronen Scheine sind. Und dann muss ich fast laut lachen. Direkt daneben steht „E-Kassa“ – man kann seine Spende also auch bequem mit der Visa Karte bezahlen. Willkommen im 20. Jahrhundert.
Ich werfe aber einen 20 Kronenschein ein.
Wir gehen weiter und erreichen die kleine Stadt. Der Ort an sich hat 7.400 Einwohner, ist also nicht riesig. Es gibt noch eine weitere Kirche, dann kommen wir an die Einkaufsstraße. Dieter macht mich auf eine kleine Figur im Glaskasten aufmerksam. Da hat jemand gebastelt, eine Figur aus Ton, diese in eine kleine Stadtszene gesetzt, Glas vorne drauf und die Erklärung: Es geht um die Erinnerung an eine Frau, die im 16. Jahrhundert dort lebte und magische Kräfte hatte, der man aber auch nachsagte, dass sie den Tod einer anderen Frau auf dem Gewissen hatte. Diese Frau hieß Ingrid. Jetzt weiss ich auch, warum ich mich an diesem Ort so wohlfühle 🙂
Wir schlendern die Straße weiter runter und kommen wieder an unser Eiscafe von gestern. Heute essen wir kein Softeis sondern probieren die schwedischen Sorte und der Verkäufer fragt verwundert, ob ich das mag, als ich Salzlakritzeis bestelle. Ich sage ihm, dass ich das manchmal mag und es hat göttlich geschmeckt.
Wir laufen weiter und erreichen wieder das Schloß. Es liegen viele Boote dort, Angler sitzten auf der Mauer und angeln. Dann sagt Dieter auf einmal: „Der hat aber sein Boot komisch festgemacht, wenn das mal gut geht“ und in dem Moment sehen wir wie die gelöste Schot langsam Richtung Wasser gleitet. Dieter drückt mir die Hunde und die Hand, hechtet hin und zieht das Boot wieder an Land. Eine Anglerin hilft noch. Alle anderen guckten fasziniert zu.
Dieter weiss zum Glück wie man sowas richtig festmacht, er machte das Boot also fest und wir gingen weiter. Es hätte für das Boot übel ausgehen können, es war zwar hinten noch fest, aber es wäre dann vorne u.U. gegen die Mauer geknallt. Die Eigner war nicht am Boot, die waren irgendwo in der Stadt unterwegs.
Links gegenüber stehen Eisenbahnwaggons, wir gehen sie anschauen. In einen darf ich einsteigen, er ist schon etwas älter, aber urgemütlich. Nun haben wir einen guten Querschnitt gesehen. Wir fahren morgen weiter, weil wir ja nun zum Nordkap möchten, aber Vätter See und Venner See, da werden wir nochmal eine eigene Urlaubstour machen. Wir haben von Schweden bislang den Teil kurz vor Göteborg gesehen und Südschweden, aber das hier ist eindeutig der schönste Teil. Man kann hier noch viel mehr kennen lernen, wir kommen wieder.
Morgen machen wir wieder Strecke, es sind noch fast 2.000 km bis zum Nordkap, morgen geht es Richtung Högakusten, einen CP habe ich schon ausgesucht, sie haben auch noch Platz für uns.