Womomania

KZ Buchenwald

Wir kommen an und man kommt zuerst an diesem Turm vorbei, der nach dem Krieg als Mahnmal gebaut wurde. Aber wir fuhren erstmal zur Gedenkstätte selbst.

Dort angekommen zog ich erstmal wieder ne lange Jeans an, ich wollte nicht mit Jeansshorts dort rein. Die Hunde blieben auch drin, wir haben ja 12 V Dachluken mit Ventilatoren die warme Luft rausziehen. Und solange es keine 30 Grad sind, geht das gut damit.

Wir parken gegenüber der Kasernen, welche die Kasernen der SS waren. Dort drin sind heute die Information, Jugenbegebnungsstätten usw.

WIr gehen nicht in die Information, sondern wollen erstmal den Weg rein ein Stück gucken und dann sind wir auch fast schon am Anfang. Wir sehen auf eine Besucherregelung – angemessene Kleidung – keine Hunde – Fotos nur für private Zwecke – keine Kleidung die auf rechte Gesinnung hinweist – ich finde diese Regeln sehr sehr gut.

Ich hatte die Kamera mit, aber ich habe nicht alles fotografiert, ganz bewusst nicht.

Weiter geht es nach links, dort sind Baracken der Kommadeure. Und dann standen wir vor einem Tor. Links konnte man in ein Gebäude reingehen, das war ein Gefängnis mit Einzelzellen. Man konnte in diese Zellen reinsehen und es waren einige Dinge erklärt, was man mit den Gefangenen machte und dass viele dort starben. Dies war ein Teil, den ich nicht fotografiert habe. Dies ist etwas, das sollte man sich selbst ansehen, denn nur so kann man erfühlen, was dort passierte.

Sehr bedrückt gingen wir wieder raus. Auf der anderen Seite war eine Art Rezeption, also gingen wir durch das Tor. Vor uns lag ein sehr großes Gelände. Der Anfang war der Appelplatz. Ich erinnere mich an das Buch was ich gelesen habe über die 3 Jüdinnen die schwanger Auschwitz überlebten und deren Kinder mit der Rettung durch die Amerikaner geboren wurden. Das war ein anderes KZ, aber das Buch war so detailliert beschrieben, dass ich heute auch auf einmal das Gefühl hatte, der Platz ist voll mit Menschen voller Angst, was sie erwartet.

Wir gingen den Weg links runter. Wir kamen an ein Gebäude, Kantine genannt,wo auch im Keller aus billigen Mitteln Essen hergestellt wurde, denn es gab wohl Geld pro Häftling und je billiger man die abspeiste um so besser.

Wir gingen weiter an Ruinen von den vielen Lagerbaracken, eine war noch erhalten. Es gab immer wieder Hinweisschilder mit Bildern und Informationen.

Wir erreichten die Krankenbaracke, bzw den Ort wo sie stand und gegenüber gab es eine Versuchsanstalt für Fleckenfieber.

Wir kamen an der sogenannte kleine Lager, welches ein Quarantäne Lager war. Es wurden Pferdestelle aufgebaut, die eine Art Regale hatten, in denen die Leute schlafen musste. In Ställen für 50 Pferde waren 1000 – 2000 Leute. Es gab dort keine Sanitäreinrichtungen, es gab nichts. Viele wurden krank und starben dort.

Wir hätten von dort noch weiter in den Wald gehen können, dort war dann das sowjetsche Lager gucken können, was nach dem Krieg erbaut wurde,aber es war ein großes Areal und wir beschloßen, wir belassen es bei diesem Gelände.

Wir erreichten das Kammergebäude. Unterwegs immer wieder Hinweise und Informationen. Im Kammergebäude wurde die Kleidung der Häftlinge aufbewahrt, denn diese mussten nach Ankunft zuerst zum Desinfizieren in ein Gebäude und all ihr Hab und Gut mussten sie dort abgeben. Einschliesslich Kleidung.

Über all dieses wussten wir Bescheid, haben es in der Schule gelernt, in Romanen oder Tatsachenberichten drüber gelesen, aber es war nochmal was Anderes hier zu sein und das alles zu erleben. Ich hatte oft das Gefühl, ich kann die Verzweiflung, die Ängste der Menschen spüren.

Im Kammergebäude war auf 3 Etagen eine Ausstellung.Viele Schaukästen mit Originalbriefen der Gestapo, mit Anordnungen. Fotoalben der Gestapo, Weihnachtskugeln mit Hakenkreuz, viele Schicksale wurden beschrieben. Ich habe in diesem Raum nur eine Sammlung von Essgeschirr von Überlebenden fotografiert, weil mich dieses Bild sehr berührt hat.
Aber alles Andere – auch hier wieder das Gefühl, das sollte man selbst sehen, selbst lesen. Wir haben uns gar nicht alles angeschaut und im letzten Raum hatte ich dann das Gefühl, dass es jetzt genug ist. Mich hat das Ganze sehr berührt und es waren so viele Dinge und Zeitzeugnisse, die da auf mich einstürzten. Kein Vergleich zu dem, was die Menschen dort erlebt haben.

Schliesslich erreichten wir das Krematorium. Es wurde darauf hingewiesen, dass dies der letzte Ort von vielen Menschen war und man entsprechend Respekt zeigen sollte. Wir zogen vorbei an einem Raum wo es viele Namensschilder gab , die dort von den Angehörigen später aufgehangen wurden. Die Leute der Gruppe vor uns fotografierten. Ich war zuerst etwas bestürzt. Aber dann sah ich, dass der Mann weinte.

Wir konnten noch die Öfen sehen und gingen dann raus. Es gab noch einen Raum, da wurde gerade erklärt, dass dort die Latrinen waren. Und dass die SS diese gemieden hat und dort somit auch vorkam, dass sich Häftlinge hier austauschen konnten ohne dass die SS das mitbekam.

Danach gingen wir wieder raus, schauten noch eine Ruine an, die der Zoo der SS war.

 

Auf dem Weg zum Auto war ich immer noch fassungslos wie weit die Bestie Mensch gehen kann.

Wir fuhren dann nochmal zum Mahnmal, dort gab es mehrere Steintafeln mit Szenen von damals. Das erste Bild war so gut dargestellt, dass man es fühlen konnte. Wir sind aber nicht mehr alle Bilder lang gegangen. Wir sind dann zum Turm und zum Denkmal. Das hat mir gut gefallen, toll gemacht. Was ich nicht verstehen konnte war , dass ein Vater mit seinem Kind sich dazu stellte und die Mutter sollte das fotografieren. Noch bewegt vom Eben erlebten, brachte ich laut zum Ausdruck, dass ich dieses Verhalten nicht in Ordnung finde.